Präsidiumssprecher Tobias Leege über die Chancen und Voraussetzungen für den Aufstieg des FSV Zwickau in die 3. Fußball-Liga
Die Anhänger des Fußball-Regionalligisten FSV Zwickau sind schon seit Ende August in Weihnachtsstimmung, als ihre Mannschaft erstmals die Tabellenführung eroberte. Der Aufstieg ist längst kein Tabuthema mehr. Am meisten interessiert die Fans, wo die Rot-Weißen bis zur Fertigstellung des neuen Stadions dann spielen sollen. Thomas Croy hat sich mit FSV-Präsidiumssprecher Tobias Leege unterhalten.
Freie Presse: Der FSV überwintert als Spitzenreiter. Hatten Sie damit gerechnet?
Tobias Leege: Das hätte ich - ehrlich gesagt - nicht erwartet. Dass es als Wintermeister in die Pause gehen würde, war nicht abzusehen. Es ist ein Wahnsinnserfolg, den die Mannschaft dank ihrer enormen Einsatzbereitschaft abgeliefert hat. Wenn man sieht, wie die Jungs die Spiele bis zum Ende durchkämpfen - das ist beeindruckend. Es macht Spaß zuzuschauen. Damit können wir sehr zufrieden sein.
Der ursprünglich auf drei Jahre angelegte Plan "droht" vorzeitig erfüllt zu werden. Käme der Aufstieg für Zwickau zu früh?
Wir haben uns ein strenges Korsett angelegt und wollten in kleinen Schritten wachsen, um nichts kaputt zu machen, was wir aufgebaut haben. Nun ist sportlicher Erfolge aber nicht planbar. Solch eine Möglichkeit wie jetzt, dass man auf Tabellenplatz eins überwintert, bietet sich nicht so oft. Unter diesen Umständen darf man einen Plan auch noch mal überdenken. Torsten Ziegner und sein Co-Trainer, sind der Meinung, wir sollten das probieren. Die Leistungsfähigkeit des Teams ist gegeben. Die Spieler wollen es. Sollte der Aufstieg sportlich möglich sein, dann werden wir das angehen.
Ist der Verein in der Lage, das wirtschaftlich zu stemmen?
Wir machen das natürlich nicht blauäugig. In einer Mailing-Aktion haben wir unsere Sponsoren gefragt, ob sie bereit sind, uns bei diesem Weg zu unterstützen. Die Resonanz ist überwiegend positiv. Doch der Weg hat eine ganz wesentliche Einschränkung, nämlich, dass wir in Zwickau für die 3. Liga derzeit keine Spielstätte haben. Und ein Sponsor, der seine Werbebande bei uns im Stadion stehen hat, wird sie dann für eine Übergangszeit wohl in einer anderen Stadt wiederfinden.
Eckersbach bekommt keine Ausnahmegenehmigung für die 3. Liga. Welche alternativen Varianten hat der FSV in Auge gefasst?
Wir reden momentan eigentlich nur von zwei Ausweichspielstätten - Gera und Plauen. Mit beiden sind auch schon Gespräche geführt worden, allerdings nur, ob prinzipiell die Möglichkeit besteht. Konkrete Absprachen gibt es noch keine. Soweit sind wir noch nicht. Wie sollen die Fans, die nicht mobil sind, dorthin kommen? Gera hat das Problem, das es keine direkte Bahnverbindung nach Zwickau gibt. Plauen besitzt ein paar Vorteile: zum einen haben sie dort Flutlicht, zum anderen existiert eine direkte Bahnverbindung, und zum dritten gibt es eine nicht zu unterschätzende FSV-Fangemeinde im Vogtland. Die Plauener wären bestimmt auch nicht traurig darüber, wenn ein paar Einnahmen in die Stadionmiete fließen - gerade in ihrer jetzigen prekären Situation.
Wer wird entscheiden, wohin der FSV ausweichen soll?
Wenn unsere Sponsoren dem zustimmen und die wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben sind, dann werden wir unsere Mitglieder am 17. Januar über die Probleme, die mit dem möglichen Drittliga-Aufstieg zusammenhängen, informieren. Wir werden die Chancen und Risiken offenlegen. Dabei geht es auch um die Spielstätte - dazu werden wir uns die Entscheidung der Mitgliederversammlung holen. Die Fans müssen ja bereit sein, in eine andere Stadt mitzufahren.
Wie rüstet sich der Verein für die Mehrausgaben in der 3. Liga?
Wir prüfen momentan die Voraussetzungen, die das Lizenzierungsverfahren mit sich bringt. Es wird wesentlich teurer als die Regionalliga. Wir haben momentan ein Budget von 1,5 Millionen Euro für den gesamten Verein. In der 3. Liga würden unsere Spieler unter professionellen Bedingungen trainieren müssen, um der Konkurrenz gewachsen zu sein. Da gibt es keine Mannschaft mehr, die unter Amateurbedingungen arbeitet. Wir wären dann bei einem Etat von mindestens drei Millionen. Aktuell liegen die Fernsehgelder, die in der 3. Liga gezahlt werden, bei 750.000 Euro. Die dann noch bestehende Differenz müssten wir durch Sponsoren und höhere Spieltagseinnahmen ausgleichen.
Staffelsieg heißt ja nicht automatisch Aufstieg. Was passiert, falls der FSV es nicht schafft?
Man hat an Neustrelitz gesehen: Selbst wenn man Nordost-Meister ist, muss man erst mal die Relegation überstehen. Das ist den Jungs auch bewusst. Wenn es dieses Jahr noch nicht klappen sollte, hätten wir schon alle Vorarbeiten getan, die wir auch sonst in naher Zukunft für den Aufstieg bräuchten. Der Kraftakt ist also keine vergebene Mühe.
Seit vier Jahren im Verein - Vorstandssprecher Tobias Leege
Erstmals in Kontakt mit dem FSV Zwickau kam Tobias Leege 2010. Die Chemnitzer Kanzlei, für die der Rechtsanwalt tätig ist, begleitete damals das Insolvenzverfahren des Vereins. Später rückte Tobias Leege an der Seite von Gerhard Neef und Jörg Schade in den Vorstand auf, wo er zunächst als Schatzmeister fungierte. Auf der Mitgliederversammlung im Dezember 2012 berief ihn der neu geschaffene Aufsichtsrat ins Präsidium.
Der gebürtige Zwickauer, der in Bayreuth studiert hat, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Jungen, elf und acht Jahre alt, sind bei jedem Heimspiel dabei. Ungern erinnert sich der 37-Jährige an das letzte Heimspiel gegen Germania Halberstadt (1:2): "Weil wir da so viele schöne Chancen vergeben haben." Aber auch das gehöre dazu. "Die Niederlage lieber zu jenem Zeitpunkt als in der Rückrunde, wo sie uns nicht passen könnte." Sein größter Wunsch fürs neue Jahr: "Dass wir den Drittliga-Aufstieg schaffen. Die Jungs hätten es sich verdient. Was die bisher abgeliefert haben, ist schon eine starke Leistung." (tc)
Artikel erschienen in der Freie Presse am 13.12.14 | Foto: Ralph Köhler