Pokalheld Hans Schykowski über die Vorlage zum 2:2 Ausgleich in der 119. Minute, Zusammenhalt und Gänsehautgefühle in Glasgow
In drei Tagen jährt sich zum 40. Mal der Sieg der BSG Sachsenring im Pokalfinale gegen Dynamo Dresden. Die Zwickauer Fußballhelden von damals denken auch heute noch gern an das "Wunder von Berlin". Reiner Thümmler vom FSV-Medienpartner Freie Presse hat sich mit Hans Schykowski unterhalten.
Sie kamen in den ersten sieben Pokalspielen bis zum Halbfinale gegen Wismut Aue zu keinem einzigen Einsatz. Wie überrascht waren Sie, als Pokal-Neuling in der Sachsenring-Elf gegen Dynamo Dresden im Finale zu stehen?Hans Schykowski: Ich war sehr überrascht, dass ich gegen Ende der Saison 1974/75 in die erste Männermannschaft mit nur wenigen Punktspiel-Einsätzen gekommen bin und dann das Endspiel bestreiten konnte.
Wenn man zuvor nur sieben Punktspiele in der Oberliga bestritt, war die Berufung für einen 23-Jährigen dann schon erstaunlich. Wann hatten Sie erfahren, dass sie gegen Dynamo spielen würden? Trainer Karl-Heinz Kluge hatte schon ein bis zwei Wochen angedeutet, dass ich zum engeren Kreis für das Pokalfinale gehöre, da es mit Heini Krieger und Peter Henschel zwei verletzte Innenverteidiger gab.
In der damaligen Liga-Mannschaft von Sachsenring Zwickau II spielten Sie 1972/73 unter anderem noch mit Ihrem Bruder Joachim sowie Ludwig Blank zusammen, die später mit Ihnen im Pokal-Endspiel standen. Können Sie sich noch an ihr erstes Oberligaspiel erinnern?Ja, mein erstes Oberligaspiel war in der Saison 1973/74 in Aue, als ich eingewechselt wurde. Wir haben damals mit 2:1 gewonnen.
Auf welcher Position haben Sie im Finale gespielt und wer waren Ihre Nebenleute?Ich habe als Libero gespielt, Vorstopper war Peter Henschel. Auf der rechten Seite war Roland Stemmler und links mein Bruder Joachim. Bereits sehr zeitig, in der elften Minute, schied Dieter Leuschner verletzt aus und es kam Andreas Reichelt, der hat dann rechten Verteidiger gespielt, und Rol rückte auf links.
Wenn man als Libero fungiert, hat man doch nicht so viele Gelegenheiten, am oder im gegnerischen Strafraum aufzutauchen. In der Verlängerung gegen Dynamo haben Sie die Vorarbeit zum 2:2 in der 119. Minute geleistet. Wie kam der Ausgleich zustande?Nach dem 1:2-Rückstand hat unser Trainer gesagt: "Jetzt spielen wir alles oder nichts." Dadurch, dass "Aki" und ich starke Kopfballspieler waren, sollte mit Flugbällen auf uns in den Strafraum gespielt werden. Heinz Dietzsch hatte sich auf der rechten Seite gut durchgesetzt und diagonal eine super Flanke in den 16er-Raum geschlagen. Da sah ich Peter Nestler auf dem Elfmeterpunkt frei stehen und legte per Kopf den Ball auf ihn ab ,und der hat mit der linken "Kralle" vollendet. Von meiner Position aus auf das Tor zu köpfen, war nicht erfolgversprechend.
Welche Dresdner Spieler bereiteten denn die größten Schwierigkeiten in diesem dramatischen Finale?Der gesamte Dynamo-Sturm, mit seinen wendigen, schnellen Flitzern wie Riedel, Kotte und Heidler, später Richter und das Aufrücken von "Dixi" Dörner mit seinen Doppelpässen bereitete uns erhebliche Probleme.
Wann und wo haben Sie denn mit dem Fußballspielen begonnen, und wie verlief der weitere Weg?Begonnen habe ich 1958 bei den Knaben von Motor Zwickau-Süd auf dem Sportplatz am Schwanenteich. Mit Einführung der Oberliga-Junioren bin ich 1968 zur BSG Motor gekommen. Nach meiner Rückkehr von der Nationalen Volksarmee 1972 kam ich in die DDR-Liga-Mannschaft von Sachsenring II und hatte dort meine ersten Einsätze als Mittelfeldspieler oder Halb-Stürmer. In die Abwehr bin ich erst in der ersten Mannschaft gekommen.